Leib – Körper – Embodied Theology | ÖR 3/2024

Im Zentrum des christlichen Glaubens steht der gemarterte Körper Christi, des Sohnes Gottes. Des Sohnes Gottes, von dessen Erdenleben Erinnerungen aufgeschrieben worden sind – Geschichten, wie er geboren wurde unter schwierigen Umständen, wie er mit anderen Menschen zusammenlebte, hoffte, sich freute, Enttäuschungen erlebte, auch unwirsch war und Schmerzen ertragen musste. Dass in diesem erinnerten Leben Gott selbst „klar“ wird, das meinen doch Christinnen und Christen wohl, wenn sie – dem Johannesprolog folgend – von „Inkarnation“, von „Fleischwerdung“ Gottes oder vielleicht besser: Gottes, dem Sohn sprechen. Wie immer man sich das vorstellen mag – Christen und Christinnen sind in ihrem Gottesglauben irgendwie geübt im Seiltanzen zwischen Gott als Mensch und Mensch als Gott. So sehr, dass sie sich eine Jahrtausende alte „Leibfeindlichkeit“ haben vorwerfen müssen, weil sie offenbar die Bremse zu einer nur materiell gedachten Menschheit Gottes zu straff angezogen hatten. Auch das Leben mit dem Symbol des Gekreuzigten war nicht einfach. In den 1970er Jahren gab es Stimmen – nicht wenige aus der feministischen Theologie –, die das Kruzifix als gewaltträchtig und missverständlich für das Gottesbild eher in den Schatten stellen wollten. Und im 19. Jahrhundert schon entwickelte sich in der protestantischen Frömmigkeit eine Art Entvölkerung des Himmels, in dem sich die einzelnen Gläubigen nach dem Tod in ewiger Glückseligkeit allein in Gottes Gegenwart fühlen wollten – schmerzfrei, aber auch losgelöst aus allen sozialen Bezügen.

Vieles dieser Phänomene hat auch säkular-kulturelle Spuren. Und so ist es wohl das gegenwärtig erstarkende Bewusstsein, dass der abendländische Blick in das Leben nicht die einzige Möglichkeit der Weltdeutung darstellt, das eine aktuelle Neubesinnung auf die Bedeutung des Körpers initiiert hat. Sie reicht weit über die Theologie hinaus und könnte dieser jetzt auch wieder neu die Augen öffnen auf die eigenen Glaubensweisen. Und so darf man auch gespannt sein, was ein erneuter Blick auf das Phänomen „Körper“ im ökumenischen Kontext bringen wird. Eine Ahnung davon will dieses Heft vermitteln.

Gratis-Artikel Heft 2/2024: Dynamiken der gesellschaftlichen Polarisierung und Zerrissenheit und kirchliche Prozesse ethischmoralischer Urteilsbildung: Eine methodistische Perspektive

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Heft 2/2022 kostenfrei lesen!

Die Ökumenische Rundschau stellt das aktuelle Heft zur Vorbereitung auf die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen für Sie kostenfrei zur Verfügung. Wir freuen uns, wenn dieses Heft Anregungen zur weiteren Förderung der Ökumene gibt.



Texte zur Vorbereitung der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates

Die Texte zur Vorbereitung der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates werden seit Ausgabe 3/2021 veröffentlicht. Diese wollen wir an dieser Stelle fortlaufend kostenfrei zur Verfügung stellen.

» Rosemarie Wenner: Erwartungen an die 11. ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe – eine methodistische Perspektive (Ökumenische Rundschau 3/2022)
» Bertram Meier: Wahrheit und Zeugnis - Hoffnungsmarken für die Ökumene (Ökumenische Rundschau 2/2022)
» Angela Berlis: Die Liebe des Messias hält uns zusammen und ist Richtmaß für unser eigenes Leben (Ökumenische Rundschau 1/2022)
» Job von Telmessos: Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt (Ökumenische Rundschau 4/2021)
» Petra Bosse Huber: Auf nach Karlsruhe! (Ökumenische Rundschau 3/2021)




Die ÖR wird 70!

Zu diesem freudigen Anlass möchten wir auf den Artikel von Frau Pfarrerin Dr. Dagmar Heller zur Geschichte unserer Zeitschrift aus Heft 2/2021 (Die neue ökumenische Unübersichtlichkeit) verweisen, der hier kostenfrei verfügbar ist.